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Lektorat oder Korrektorat? Meist beides.

In meinem wunderbaren Netzwerk Texttreff entspann sich neulich eine Diskussion um die Frage, wo Korrektorat „endet“ und Lektorat „anfängt“. Korrektorat kümmert sich ums Formale, Lektorat sorgt für einen verständlichen und hübsch lesbaren Text. So einfach, oder doch nicht?

Eine Abgrenzung von Korrektorat und Lektorat mag dort trennscharf möglich sein, wo die Textaussage an sich klar verständlich ist und lediglich das eine oder andere Komma fehlt, Abbildungen nicht korrekt nummeriert sind oder Schreibweisen nicht durchgängig eingehalten werden. Ein höchst seltener Fall. Meist stammt der Text dann aus schreibversierter Feder oder er hat vor dem Korrektorat bereits ein professionelles Lektorat durchlaufen. Die überwiegende Mehrzahl der Texte bedarf beider Leistungen, kein Wunder also, wenn wenigen Kunden der Unterschied klar ist.

Text, textura, Gewebe

Ausgangspunkt für die oben angesprochene Diskussion war die Arbeitsanweisung eines Kunden, ein Korrektorat eines Geschäftsberichts vorzunehmen, dabei aber gleichzeitig „auf aktive Sprache zu achten und darauf, dass Substantivierungen vermieden werden“. Schwierig, das einzulösen: Als ob es bei der Textoptimierung nur um fehlende Kommata, Tippfehler, Substantivierungen und Passivkonstruktionen ginge! Textautor*innen halten sich beim Schreiben ihrer Texte wohl kaum an ein imaginäres Fehlerraster. „Text“ kommt von lateinisch „textura“ = „Gewebe, Zusammenfügung“. Sätze in Texten hängen also zusammen – oder sollten es zumindest. Dementsprechend können sie nicht nach einem Schema F bearbeitet werden, denn sie bilden Gedanken ab. Denken funktioniert aber gleichfalls nicht schematisch, sondern ist eher erratisch: Es wandelt auf Um-, manchmal Abwegen, ist oft ambivalent und stößt auf allerlei Widersprüchliches in der Welt und im eigenen Kopf. Da geht es hin und her, vorwärts und rückwärts und das Ganze nochmal, bis da dann ein Text steht.

Wäre das stets scharf abgrenzbar, könnte man Kunden einen hübschen Preiskatalog geben für die verschiedenen Fehlerkategorien: Substantivierung weg kostet x Euro, eine Satzgliedumstellung gibt es für y Euro, Sätze löschen ist ganz umsonst 😉. Professionelle Lektoren und Lektorinnen wissen aber, dass Lektorat eine nicht scharf definierbare Leistung ist, und klären die Kundschaft entsprechend auf.

Wer einmal anfängt, muss es durchziehen

Ich vergleiche die Arbeit am Text gerne mit Bodenbearbeitung: Wie stark ein Boden bearbeitet werden muss, um seinen Dienst zu tun, hängt immer von seinem Zustand ab. Man kann, muss gar unterschiedlich tief grubbern, je nachdem. Was aber in der Regel nichts bringt: gezielt nur an einzelnen Stellen zu graben (hier: nur Substantivierungen und Passive rauswerfen). So etwas bekommt der Textqualität nicht. Und: Sobald man mehr als die alleroberste Schicht (hier: Korrektorat) angräbt, kommt immer etwas mit in Bewegung, das darunter oder daneben liegt: Die gewünschte Korrektur in Satz 1 („Wirf das Passiv raus!“) kann dann Korrekturen in Satz 2 nach sich ziehen, weil der unveränderte Satz 2 im Anschluss an den korrigierten Satz 1 plötzlich seltsam klänge, obwohl er selbst vielleicht gar keine der Fehler enthält, die zu korrigieren man angetreten war. Wie gesagt: Text ist Gewebe. Und das wird instabil und verliert seine Funktion, wenn einzelne Fäden oder Maschen gezogen werden.

Mit anderen Worten: Man ist als Lektoratsprofi dazu da, den Text so zu optimieren, dass er seinen Zweck erfüllt, nicht dazu, einzelne vom Kunden für „schlecht“ gehaltene Dinge aus dem Text zu befördern. Vielleicht hat der Kunde einmal gehört, Passiv sei schlecht, dito Substantivierungen. Aber das stimmt so eben nicht, das deutsche Passiv ermöglicht ganz viele elegante Kunstkniffe am Text, auch Substantivierungen sind nicht per se des Teufels.

Es kommt halt wie immer darauf an. Lektoratsprofis treffen die richtige und sinnvolle Wahl – das ist ihr Job.

28.10.2025 :: von Susanne
Kategorie: SNtrans Stichworte: deutsch, Korrektorat, Lektorat

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