SNtrans

Text, der passt – auf Englisch & Deutsch

  • Übersetzung
  • Lektorat
  • Korrektorat
  • Profil
  • Meine Arbeiten
  • Blog
  • Kontakt
    • Impressum & Datenschutz
    • Archiv / Sitemap
  • Deutsch

Diese Tücke, diese entsetzliche Tücke …

Coloured Jeans auf dem Markt in Gent
Coloured Jeans: prächtige Verpackung für den Allerwertesten

… des Objekts, hier: der lieben deutschen Orthografie. Wir haben uns ja an viel gewöhnt in den letzten Jahren bis Jahrzehnten. Dazu beigetragen hat sicher auch die neue deutsche Rechtschreibung, seinerzeit von vielen als „Schlechtschreibung“ verunglimpft. Lapidar die unsäglichen Mühen derer beiseite wischend, die sie aus der Taufe gehoben und 2006 zuletzt re-reformiert hatten.
Beruhigend aber: So ganz grundsätzlich gilt das mit der Groß- und Kleinschreibung immer noch. Und groß sind eigentlich nur die Substantive, der ganze Rest schreibt sich nach wie vor klein. So: Und was lese ich da heute in der Beilage meiner Tageszeitung in einem Interview mit einem jungen Sänger? „Damit konnte niemand rechnen. Ich am Allerwenigsten.“ Lecko mio poppo blanko – in anderen Worten: den Allerwertesten -, denn genau das hatte ich versehentlich gelesen, kaum erblickte mein Auge das große A vor der Buchstabenkette „ller“. Honi soit qui mal y pense.

Wie jetzt? Wer wem was?

Jüngst erzählte mir eine frisch eingeschriebene Pädagogikstudentin, im Deutsch(!)seminar habe einer der Kommilitonen gesagt: „Nun, ‚alt‘ ist ja ein Verb, also folgt daraus …“. Den Rest des Satzes hat sie wegen akut einsetzender Schnappatmung nicht mehr memoriert. Was womöglich nicht schlimm ist, denn er hätte ihr erschüttertes Vertrauen in die muttersprachliche Kenntnis ihrer Zeitgenossen sicher auch nicht wiederhergestellt.
Gut, gut, die Sache mit dem Adjektiv – Wiewort geheißen in der Grundschule und später, schon etwas abstrakter, Eigenschaftswort – ist hierzulande scheint’s irgendwie schwierig geworden, aber: Man schreibt das Adjektiv auch dann noch klein, wenn es maximalst gesteigert wurde. Charaktere ohne Gespür für die Tiefenstruktur der eigenen Sprache mögen es naheliegend finden, den Superlativ von „groß“ – „am größten“ – auch genau so schreiben zu wollen, nämlich Groß. Quasi zur Unterstreichung seiner absoluten Größe . Aber richtig ist das halt nicht. Es sei denn, man … trommelwirbel … tusch! … substantiviert das Adjektiv. So wie den schönen Allerwertesten von oben.
Sich mal auf ebendiesen setzen und sich in aller Gemütsruhe nochmal die Sache mit der Groß- und Kleinschreibung klar machen und wie das alles mit der Grammatik der eigenen Sprache zusammenhängt? Das wäre mein allerwertester Ratschlag an dieser Stelle.

3.7.2016 :: von Susanne
Filed Under: Brüller!, Pedantisch? Ach was. Tagged With: deutsch, Duden, Grammatik, Orthografie

Heureka!

Glühbirne ausgeschaltet
Kreativ bei der Arbeit? Heute nicht …

Das neue Jahr ist da, Herr Alltag hat mich wieder. Und ich hatte wirklich Elan, ich schwöre! Nach drei Wochen ausgiebigst genossener Winterpause auch nicht unbedingt völlig erstaunlich, doch der aktuelle Auftrag, bestehend aus einem stichpunktartigen Ellenlang-Leistungsmerkmalkatalog zu einer E-Learning-Software, zeigte schon nach gefühlt der ersten halben Stunde, dass er sich höchst blendend exakt für eine Sache eignete: meinen Schaffensdrang wieder dorthin zu befördern, wo er die letzten drei Wochen vor sich hin geruht hatte.

Immer wieder in die Küche schleichen, nach was Essbarem suchen und sich mit der Zeitung auf das Sofa setzen, liegt mir seit Tagen also sehr nah. Lustlos im „Mäh, ich will nicht“-Weigerungssumpf dümpelnd lange ich mir ein altes ZEIT-Magazin aus dem sofanahen Rollkasten und blättere darin. Und lese: „Mitten in der Krise macht sich in Athen die nächste Generation auf, ihre Stadt neu zu erfinden.“
In modern-volatilen Zeiten, in denen die Halbwertszeit von allem und jedem immer mehr schrumpft und ein bestimmtes Prozedere schon beim zweiten oder dritten Mal zur „guten Tradition“ erklärt wird, liest man inzwischen immer wieder etwas davon, dass man sich selbst neu erfinden müsse. Wer sich aber selbst nicht neu erfinden mag, kann ersatzweise auch „etwas neu erfinden“ – zum Beispiel eben Athen.

Substanz oder Seifenblase?

„Wenn es x nicht gäbe, müsste man es erfinden“ – ok, da bin ich dabei. Bei mir ist das E-Mail. Gäbe es E-Mail nicht, ich fände, irgendein Genius müsste das stante pede ersinnen. Aber: Warum zum Henker muss man etwas neu erfinden? Ich meine, wenn es die betreffende Sache doch längst schon gibt? So wie eben Athen, das bekanntermaßen schon eine ziemlich lange Tradition (!) hat. Kann es nicht reichen, Sachen, Städte oder sich selbst zu ändern, neu zu gestalten? Auf dass dies alles im besten Fall schöner, größer, schneller oder auf andere Weise wertvoller werden möge? Oder ersatzweise kleiner, feiner, ausgefeilter, whatever?

Neuerfinden klingt wohl einfach staatstragender als ändern und gestalten. Man liest erfinden und denkt sofort: Hey, das ist kreativ! Und kreativ ist schließlich gut. Und siehe da, es geht auch bei der Neuerfinderei von Athen ums Kreative. Die „Kreativen“ (auch so ein Seifenblasenwörtchen) sind gekommen, Athen neu zu erfinden, lese ich da (vermutlich von Berlin her, denn das haben sie die ganzen letzten Jahre über neu erfunden, das Projekt ist jetzt aber wohl abgeschlossen. In Kürze wird man möglicherweise lesen, dass Athen das neue Berlin sei oder so. Arm, aber genauso sexy).

Kreativ = Genial?

Aber der simple künstlerische Anspruch auf Kreativität hat sich längst gewandelt in einen volksweit gestreuten Selbst- und Fremdanspruch, kreativ sein zu müssen. Von Kindesbeinen an ist das vom modernen Menschen gefordert, spätestens ab dem Kindergarten. Wer da nicht liefert, verbaut sich mindestens Entwicklungschancen für sein künftiges Leben, geht am Ende völlig unter.

Gibt man „kreativ“ im Internet ein, spuckt Google Suggest an dritter Stelle „Kreativitätstechniken“ aus (kleine Randnotiz: Gebe ich „sich“ in die Suchmaske ein, ist der erste Treffer … ihr ahnt es … „sich neu erfinden“). Ich werde nachdenklich … Wikipedia sagt zu Kreativitätstechniken: „Kreativitätstechniken sind Methoden zur Förderung von Kreativität und gezieltem Erzeugen neuer Ideen, um Visionen zu entwickeln oder Probleme zu lösen.“ Mind Mapping, Clustering, Brainstorming: Naja, das kenne ich. Weiter unten lese ich von Dingen wie Kopfstandtechnik, Provokationstechnik und Bisoziation. Ich kann mir nur unter dem ersten etwas vorstellen (bin aber nicht sicher, ob ich damit richtig liege) und beginne zu ahnen, an welchen Universen der Möglichkeiten ich tagtäglich fröhlich-naiv-ignorant vorbeischrappe, wenn ich einfach nur schlicht faul darauf warte, dass mir ganz klassisch Ideen kommen.

Wer wollte nicht Daniel Düsentrieb sein? Der hatte sein Pling!-Licht-an-Glühbirnenhelferlein fürs Erfinden. Aber neu erfunden hat der Gute meiner Erinnerung nach nie etwas. Ich glaube auch nicht, dass er das nötig hatte. Erfinden ist genial, Neuerfinden bestenfalls … kreativ. Der Genius geistesblitzt, das niedere Fußvolk geht sich halt neu erfinden – und sieht sich durch diesen Begriff in den Dunstkreis der Genialität gerückt.

Womit ich meine heute bei der Arbeit nicht wirklich geforderte und darob recht schwach funzelnde Kreativen-Glühbirne jetzt löschen gehe: mit einer in gänzlich un-neu-erfundener Brühtechnik zubereiteten Tasse Darjeeling …

22.1.2016 :: von Susanne
Filed Under: Denkanstoß, Pedantisch? Ach was. Tagged With: Brainstorming, Daniel Düsentrieb, kreativ, Mind Map

Schießende Pandas

Rotstift Korrektur Schieblehre
Rotstift-Pedanten an die Front!

Wer mich ein bisschen näher kennt, weiß, dass für mich „guter Text“ nicht bei pointiertem Stil, griffigen Wörtern und geschliffenem Ausdruck aufhört. Richtige Orthografie, insbesondere Zeichensetzung, gehört dazu. Ich bin da pedantisch, doch.

Der Gründe für mangelhafte Orthografie sind viele: in der Schule nicht aufgepasst, grottige Schreib- und Leselernmethoden, Lehrer, die von Orthografie selbst keine Ahnung (mehr) haben. Dann das Internet im Allgemeinen und Facebook im Besonderen, SMS, WhatsApp … Überall Hektik, keiner hat mehr Zeit, auch beim Schreiben nicht mehr. Und weil „das Internet“ ja bekanntlich „nix vergisst“ und die Masse der dafür und darin verfassten Texte konstant anschwillt, werden auch immer mehr Fehler von immer mehr Leuten abgeschrieben. Logisch, dass man da bald nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist, denn eine bestimmte Eigenschaft unseres Gehirns ist Segen und Fluch zugleich: die Fähigkeit, sich Muster zu merken und anzuwenden.

Interpunktion als Inhaltsträgerin

Also schreiben wir ab, was das Zeug hält. Und ignorieren dabei den inneren Orthografiesünden-Melder oder schalten ihn gleich ganz ab. Was dabei herauskommen kann, habe ich in der heutigen Ausgabe der hiesigen Tageszeitung gelesen, nämlich diese Headline:

Musikhochschule feiert „Danke! Festwoche“

Redakteure sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, denkt mein Pedanten-Ego sofort, klar. Dann recherchiere ich im Web und finde das hier.

That’s a tricky one, ich gebe es zu. DANKE! ist der Name, und „Festwoche“ das Benannte, eine Art Untertitel. Vielleicht haben sich die Konzeptioner der Festwoche und des Flyers herzlich wenig Gedanken darüber gemacht, dass ihr „Buchstabengeschöpf“ früher oder später pressemäßig verwurstet wird, in anderen Worten: man es irgendwie schreiben muss. Keine Gedanken gemacht haben sich aber auch all die Schreiber über die besagte Festwoche. Der Sündenfall passierte möglicherweise hier – von wo aus dann womöglich alle fleißig abgeschrieben haben, nämlich „Danke! Festwoche“.

Danke, liebe Festwoche, danke, danke! Auch wenn das Satzzeichen, das eigentlich hinter dein zweites E gehört hätte, sich marktschreierisch-frech in der Mitte breitmacht und dort einem kleinen feinen armen Komma den ihm zustehenden Platz wegnimmt.

Schon klar geworden, wie pedantisch ich bin, oder? Meinereine gibt es auch im Englischen, dort heißen derlei Erbsen- bzw. Kommazähler stickler. Ihr Herz für diese Spezies hat die wunderbare Lynne Truss – bekennenderweise selbst eine Sticklerin – mit dem Buch Eats, Shoots & Leaves – The Zero Tolerance Approach to Punctuation bewiesen.

Know Bastian Sick? Try Lynne Truss, then! Wer leidlich Englisch kann und beim Anblick fehlender, falschplatzierter oder überflüssiger Interpunktionszeichen zur Schnappatmung tendiert, wird mit „Eats, Shoots & Leaves“ bedingungslosen Spaß haben – und unter anderem lernen, dass richtige Zeichensetzung über Leben und Tod entscheiden kann.

Womit sich der Kreis zu den schießenden Pandas im Titel dieses Beitrags schließt. Denn der Aufhänger zu Lynne Trusses Buch ist folgende Geschichte:

A panda walks into a café. He orders a sandwich, eats it, then draws a gun and fires two shots in the air. „Why?“ asks the confused waiter, as the panda makes towards the exit. The panda produces a badly punctuated wildlife manual and tosses it over his shoulder. „I’m a panda,“ he says at the door. „Look it up.“ The waiter turns to the relevant entry and, sure enough, finds an explanation. „Panda. Large black-and-white bear-like mammal, native to China. Eats, shoots and leaves.“

Zuviel-Komma gefunden? Dann dürfen Sie’s behalten.

 

28.10.2014 :: von Susanne
Filed Under: Pedantisch? Ach was. Tagged With: Bastian Sick, Interpunktion, Komma, Leerzeichen, Lynne Truss, Orthografie, Panda, Satzzeichen, Schreiben, Sticklers, Text, unite

Informatives, Nachdenkliches, Witziges und Kurioses – zu Sprache, zum Übersetzen und zum Schreiben

Text, der passt!

Sprache ist die Kleidung der Gedanken

Kategorien

  • Brüller! (3)
  • Denkanstoß (3)
  • Kulturen (5)
  • Pedantisch? Ach was. (3)
  • Schreibtipp (1)
  • SNtrans (3)
  • Übersetzung (8)

Kontakt

Telefon: 06221-475936
E-Mail: susanne.noetscher@sntrans.de
» Zum Kontaktformular

SNtrans ist …

Susanne Nötscher, freiberuflich als Übersetzerin Englisch<>Deutsch für Unternehmen und Agenturen in Deutschland und weltweit tätig.

» Zum Profil

SNtrans – neuster Beitrag

Schreibtipps in Hülle und Fülle

Als Mitglied im Texttreff, dem Netzwerk wortstarker Frauen, bin ich quasi rund um die Uhr von anderen "Buchstabenfrauen" umgeben und habe jederzeit Zugang zum Profi-Hirnschmalz und der geballten Schreiberfahrung vieler hundert weiterer Textinen. Mittextine Barbara Stromberg hob im Corona-Jahr … Zum Beitrag

SNtrans – Blogbeiträge

Peace!

Gut‘ Ding will Feile haben …

Sehnsucht nach dem Kunden

Herr Gauck und die Mauerblümchen

© 2023 sntrans.de · Susanne Nötscher Translations – Übersetzung, Lektorat, Korrektorat · 69115 Heidelberg, Germany · Kontakt · Impressum/Datenschutz