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Text, der passt – auf Englisch & Deutsch

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Gut‘ Ding will Feile haben …

… pflegte einer meiner Schulfreunde zu sagen. Ich habe ihn leider nie gefragt, aus welchem Grunde genau er die Feile statt der Weile bemühte, aber aus meiner Übersetzer- und Schreibersicht passte das perfekt. Dementsprechend oft zitiere ich sein abgewandeltes Sprichwort im beruflichen Kontext.

Feile und Weile, das ist Jacke wie Hose, es stimmt beides, es gehört zusammen – auch und gerade beim Übersetzen. Wo es wohl so mancher gar nicht vermuten würde, denn: Ist Übersetzen nicht einfach ein Runtertippen eines Textes in einer anderen Sprache? „Ich hätt‘ es ja selbst gemacht, aber mir fehlte die Zeit. <Sprache> kann ich ja auch.“ Wer aus unserer Zunft hat nicht schon diesen Satz gehört? Joah, ist klar: Ewwri Inschenier känn Inglisch! Na dann: hinsetzen, Text geschwind durchlesen, den Inhalt in anderer Sprache aufs Papier oder in den Bildschirm kippen, feddich!

Von Scholle zu Scholle

Einen Text ruck-zuck runterschreiben, und er liest sich danach gut und flüssig, auch in den gestrengen Augen Dritter? Ein Unding, wenn Sie mich und die anderen Profischreiber und -schreiberinnen dieses Planeten fragen. Mit dem Übersetzen ist es nicht besser – im Gegenteil.

Haben Sie es – als Nichtangehöriger unserer Zunft – schon mal probiert, einen fremdspachlichen Text ins Deutsche zu übersetzen? Falls ja, kennen Sie vermutlich die merkwürdigen Gedankenschleifen, die sich spätestens beim ersten in der fremden Sprache geäußerten Gedanken einstellen, für den Sie nicht ad hoc eine gute Entsprechung in der Muttersprache finden. Und der Moment kommt schneller, als Sie glauben. „For further information, do not hesitate to contact us.“ Ist doch ganz einfach: „Zögern Sie nicht, uns für weitere Informationen zu kontaktieren.“ Öhm, sagt man das überhaupt so? Vielleicht lieber so? „Wenn Sie weitere Informationen wünschen, zögern Sie nicht, uns anzusprechen.“ Schon besser! Oder …? Hm. In der weit geöffneten Tür, die Zutritt zum eigenen Sprachschatz gewähren soll, lehnt lässig, selbstbewusst und sperrig dieser englische Satz. Und je länger Sie ihn anstarren, desto breiter macht er sich und lässt Sie nicht hindurch. Wer sich davon nicht beirren lässt und tapfer im Text fortfährt, der hat über kurz oder lang das mulmige Gefühl, das eigene Sprachvermögen bestehe aus sanft im Ozean des eigenen Wissens und Nichtwissens dümpelnden Eisschollen.

Von grob zu fein

Ich darf Sie beruhigen: Uns Profis geht das letztlich nicht anders. Auch wir sehen uns immer wieder Satzgetümen und Phrasentrollen gegenüber, die feixend vor uns herumtänzeln. Naaa …? Findest du heraus, was genau ich meine? So konzise, elegant und pfiffig kriegst du das in deiner eigenen Sprache aber nicht hingeschrieben, ällebätsch!

Zurück zu Feile und Weile: Ein guter Übersetzer weiß um sein Schicksal, fortwährend Angriffe aus dem weiten Universum seiner Arbeitssprachen parieren zu müssen. (Und, sind wir ehrlich: Genau das ist ja eigentlich der Spaß an der Sache.) Diesen unabänderlichen Umstand erkennt er demütig-gelassen an und tippt deshalb, um dem Ganzen seinen Schrecken zu nehmen, erst mal den Text herunter (in ungefähr sowas wie der eigenen Sprache halt).

Runtertippen – ha, also doch!, denken Sie jetzt. Gemach: Kennen Sie die 80/20-Regel? Sie besagt, dass wir für 80 Prozent einer bestimmten Arbeit 20 Prozent Aufwand betreiben müssen und für die restlichen 20 Prozent 80 Prozent des Aufwands. Aufs Übersetzen übertragen heißt das: Das erste „Runterschreiben“ geht in der Regel tatsächlich ratzi-fatzi, ab dann wird’s mühsam … Feilen, Feilen, Feilen. Das dauert. Und kostet im Zweifelsfall halt auch ein bisschen Geld. Weil es mühsam ist. Weil es dauert. Geld, das beim Profi aber sicher gut angelegt ist, denn der kriegt die sperrigen Fremdsprachen-Rohlinge rund und lesbar gefeilt. Dann steht da eben nicht „Zögern Sie nicht, uns für weitere Informationen zu kontaktieren“. Sondern: „Brauchen Sie weitere Informationen? Rufen Sie uns an!“

8.11.2016 :: von Susanne
Kategorie: Denkanstoß, Übersetzung Stichworte: deutsch, kulturelle Unterschiede, Profi, Schreiben, Überarbeiten, Übersetzen

Schießende Pandas

Rotstift Korrektur Schieblehre
Rotstift-Pedanten an die Front!

Wer mich ein bisschen näher kennt, weiß, dass für mich „guter Text“ nicht bei pointiertem Stil, griffigen Wörtern und geschliffenem Ausdruck aufhört. Richtige Orthografie, insbesondere Zeichensetzung, gehört dazu. Ich bin da pedantisch, doch.

Der Gründe für mangelhafte Orthografie sind viele: in der Schule nicht aufgepasst, grottige Schreib- und Leselernmethoden, Lehrer, die von Orthografie selbst keine Ahnung (mehr) haben. Dann das Internet im Allgemeinen und Facebook im Besonderen, SMS, WhatsApp … Überall Hektik, keiner hat mehr Zeit, auch beim Schreiben nicht mehr. Und weil „das Internet“ ja bekanntlich „nix vergisst“ und die Masse der dafür und darin verfassten Texte konstant anschwillt, werden auch immer mehr Fehler von immer mehr Leuten abgeschrieben. Logisch, dass man da bald nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist, denn eine bestimmte Eigenschaft unseres Gehirns ist Segen und Fluch zugleich: die Fähigkeit, sich Muster zu merken und anzuwenden.

Interpunktion als Inhaltsträgerin

Also schreiben wir ab, was das Zeug hält. Und ignorieren dabei den inneren Orthografiesünden-Melder oder schalten ihn gleich ganz ab. Was dabei herauskommen kann, habe ich in der heutigen Ausgabe der hiesigen Tageszeitung gelesen, nämlich diese Headline:

Musikhochschule feiert „Danke! Festwoche“

Redakteure sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, denkt mein Pedanten-Ego sofort, klar. Dann recherchiere ich im Web und finde das hier.

That’s a tricky one, ich gebe es zu. DANKE! ist der Name, und „Festwoche“ das Benannte, eine Art Untertitel. Vielleicht haben sich die Konzeptioner der Festwoche und des Flyers herzlich wenig Gedanken darüber gemacht, dass ihr „Buchstabengeschöpf“ früher oder später pressemäßig verwurstet wird, in anderen Worten: man es irgendwie schreiben muss. Keine Gedanken gemacht haben sich aber auch all die Schreiber über die besagte Festwoche. Der Sündenfall passierte möglicherweise hier – von wo aus dann womöglich alle fleißig abgeschrieben haben, nämlich „Danke! Festwoche“.

Danke, liebe Festwoche, danke, danke! Auch wenn das Satzzeichen, das eigentlich hinter dein zweites E gehört hätte, sich marktschreierisch-frech in der Mitte breitmacht und dort einem kleinen feinen armen Komma den ihm zustehenden Platz wegnimmt.

Schon klar geworden, wie pedantisch ich bin, oder? Meinereine gibt es auch im Englischen, dort heißen derlei Erbsen- bzw. Kommazähler stickler. Ihr Herz für diese Spezies hat die wunderbare Lynne Truss – bekennenderweise selbst eine Sticklerin – mit dem Buch Eats, Shoots & Leaves – The Zero Tolerance Approach to Punctuation bewiesen.

Know Bastian Sick? Try Lynne Truss, then! Wer leidlich Englisch kann und beim Anblick fehlender, falschplatzierter oder überflüssiger Interpunktionszeichen zur Schnappatmung tendiert, wird mit „Eats, Shoots & Leaves“ bedingungslosen Spaß haben – und unter anderem lernen, dass richtige Zeichensetzung über Leben und Tod entscheiden kann.

Womit sich der Kreis zu den schießenden Pandas im Titel dieses Beitrags schließt. Denn der Aufhänger zu Lynne Trusses Buch ist folgende Geschichte:

A panda walks into a café. He orders a sandwich, eats it, then draws a gun and fires two shots in the air. „Why?“ asks the confused waiter, as the panda makes towards the exit. The panda produces a badly punctuated wildlife manual and tosses it over his shoulder. „I’m a panda,“ he says at the door. „Look it up.“ The waiter turns to the relevant entry and, sure enough, finds an explanation. „Panda. Large black-and-white bear-like mammal, native to China. Eats, shoots and leaves.“

Zuviel-Komma gefunden? Dann dürfen Sie’s behalten.

 

28.10.2014 :: von Susanne
Kategorie: Pedantisch? Ach was. Stichworte: Bastian Sick, Interpunktion, Komma, Leerzeichen, Lynne Truss, Orthografie, Panda, Satzzeichen, Schreiben, Sticklers, Text, unite

Slow is beautiful!

Brot und anderes Gebäck
Gut Ding will Weile haben (Foto: Dieter Schütz/pixelio.de)

Neulich fand ich eine Anfrage eines potenziellen Neukunden im E-Mail-Eingang. Das Angebot klang verlockend, eines meiner Lieblingsgebiete. Gut 5700 Zeilen, 15 Arbeitstage waren anberaumt. Ich zückte den Taschenrechner und kam auf 385 Zeilen pro Tag. Pro Stunde (­ ich ging mal grob von sieben Arbeitsstunden pro Tag aus) ­ waren das also 55 Zeilen. Eine vage Ahnung, dass da was vielleicht nicht hinhauen könnte, hatte der Anfragende wohl auch, denn er sprach von einem „sportlichen Abgabetermin“. Sportlich? Ich persönlich hätte gesagt: unmöglich, eigentlich gar nicht zu schaffen.

Vielleicht kennen Sie das magische Dreieck des Projektmanagements? Seine Kernaussage lautet: „Ich kann gut, ich kann günstig, ich kann schnell, lieber Kunde. Wähle jeweils zwei davon.“

Dann kommt heraus:

günstig und gut = langsam

günstig und schnell = schlecht

schnell und gut = teuer

So einfach, so klar, und viele Auftraggeber (zumindest meine) haben das längst begriffen. Eine Einschränkung zur letzten Variante –schnell und gut – hätte ich aber: Auch wenn Sie als kluger Kunde noch so viel Geld in die Hand nähmen, das Übersetzen und Texten könnten Sie auf diesem Weg nicht beliebig beschleunigen. Eine Übersetzerin ist ja keine Maschine, und Schreiben mit Hand und Fuß ist eine komplexe und anstrengende Geistesarbeit, die immer wieder Pausen erfordert.

Ab in den GarschrankGärschrank!

Texte sind wie Brotteig, der ruhen und garen muss. Da braucht es also vor allem eines: Zeit. Zeit, in der rein äußerlich gar nichts geschieht. Doch das täuscht, denn in so einem Brotteig geht ja richtig die Post ab, wie wir wissen. In etwa so ist es auch beim Übersetzen. Es mag Kollegen geben, die einen Ausgangstext, einmal verstanden und durchstiegen, auf Anhieb druckreif in eine andere Sprache befördern. Ich persönlich kenne keinen und gehöre selbst auch nicht zu dieser (beneidenswerten) Spezies. Bei mir geht das so:

Schritt 1: Ausgangstext lesen.

Schritt 2: Übersetzung „reinhauen“. So, wie es gerade kommt, quick and dirty. Fällt mir gleich etwas Griffiges ein, wird es natürlich hingeschrieben, fällt mir nichts Derartiges ein, schreibe ich etwas hin, was den Sinn, wenn auch auf umständliche, unelegante oder sonstwie unrunde Weise so weit wie möglich wiedergibt. (Noch jedes Mal denke ich bei diesem Arbeitsschritt: „Wenn jetzt bloß keiner reinkommt und dir über die Schulter guckt …“ Nein, schön, rund und griffig klingt das beileibe nicht, was ich dann da in der Regel erst mal stehen habe. Aber, so what, sieht ja keiner … <pfeif>.)

Schritt 3: Unklare Stellen recherchieren. Alles, was sich mir in dieser Phase bereitwillig vor die Füße wirft, wird schon mal inhaltlich und stilistisch zurechtgezupft. Der (meist große) Rest muss eben warten auf …

Schritt 4: Ab in den Garschrank! Wenn möglich, einen halben Tag, besser noch über Nacht. Ganz Mutige werfen den Teig gleich nach Quick-and-dirty-Phase 1 in den Garschrank.

Schritt 5: Rausholen und formen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut das geht, wenn man erst mal ein paar Stunden oder eine Nacht Abstand davon hatte. Ich weiß nicht, wie, ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur, dass es funktioniert.

Schade, dass es so vielen im Geschäftsleben grade beim Thema Text so pressiert: Immer muss alles schnell-schnell und „asap“ gehen. Kein Wunder, wenn die Zahl halbgarer Texte zunimmt: Davon kann auch ich als Übersetzerin ein Lied singen, denn Etliches davon landet auf meinem Schreibtisch. Gut, wenn ich mir dann selbst die Zeit nehmen kann, wenigstens das, was ich in meiner Muttersprache draus mache, ordentlich zu machen.

Möchten Sie die Chancen steigern, eine gute Übersetzung zu erhalten? Dann rechnen Sie bei der Planung von Abgabeterminen ausreichend Zeit für den Garschrank ein!

7.9.2014 :: von Susanne
Kategorie: Übersetzung Stichworte: gut und günstig, Human Translator, magisches Dreieck des Projektmanagements, schnell und günstig, schnell und gut, Schreiben, Text, Übersetzen, Zeit lassen

Informatives, Nachdenkliches, Witziges und Kurioses – zu Sprache, zum Übersetzen und zum Schreiben

Text, der passt!

Sprache ist die Kleidung der Gedanken

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Susanne Nötscher, Übersetzerin (EN-DE), Lektorin, Korrektorin für Unternehmen und Agenturen in Deutschland und weltweit.

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