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Weltübersetzertag 2016: Stop hiding!

Unsere Spezies gilt ja traditionell als etwas verkrochen und mauerblümchenhaft: Eingekeilt zwischen stapelweise Wörterbüchern rechts und links tippen wir im einsamen Kämmerlein beständig vor uns hin, um unsere Auftragstexte von Sprache A in B zu übersetzen.

Spätestens kommenden Freitag, am 30.9.2016, soll auch der Letzte verstanden haben, dass wir Übersetzerinnen und Übersetzer keine schüchtern-eremitischen Graumäuse sind, sondern selbstbewusste, der Welt zugewandte Kulturmittler, die Unternehmen und Organisationen in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft helfen, sprachbedingte Hürden zu überwinden.

Der 30.9. ist nicht irgendein Datum, sondern der Tag unseres Schutzpatrons Hieronymus, der im 4. Jahrhundert u. a. das Alte Testament in der heute noch als Vulgata bekannten Form übersetzt hat. Unter dem Motto „Stop hiding!“ wird es anlässlich des diesjährigen Weltübersetzertags viele Aktionen geben, die dazu beitragen sollen, unseren Berufsstand und seine Leistungen stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Für Übersetzerinnen und Übersetzer selbst wird es kostenlose Seminare und Workshops zur Professionalisierung geben.

Alle Infos hier: www.bdue.de/hieronymustag2016/

28.9.2016 :: von Susanne
Filed Under: Kulturen, Übersetzung Tagged With: Hieronymus, Kultur, mehrsprachig, Übersetzen, Weltübersetzertag

Was Kunden zu guten Kunden macht …

… wissen vermutlich alle, die wie ich schon eine Weile im Freiberuflergeschäft sind. Und alle anderen ahnen es mindestens, ich meine, doof sind wir ja alle nicht.

Interessante Aufträge, eine straighte Kommunikation, ein respektvoller bis freundlicher Umgang und eine klare Vorstellung davon, was wir als Dienstleister brauchen, um unseren Job gut zu machen: All das macht den Kunden für uns zum „guten Kunden“. Wenn er dann noch weiß, was unsere Arbeit wert ist, und infolgessen richtig gut zahlt – umso besser!

Doch nicht nur, wie viel gezahlt wird, ist wichtig. Entscheidend ist auch, wann der Kunde uns zahlt. Schließlich müssen wir ja unser täglich Brot irgendwie finanzieren. Bäcker, Metzger und Supermarkt rücken nur höchst ungern Ware heraus, ohne ihr Geld dafür postwendend von uns zu bekommen. Manche derjenigen Unternehmen, die uns beauftragen, sind auf dem Ohr leider ziemlich taub und nehmen frisch-fröhlich den so genannten Lieferantenkredit in Anspruch, wo nur immer möglich. Von diesem Phänomen können eigentlich vom Riesenkonzern bis zum Einzelkrauter alle, die in irgendeiner wirtschaftlichen Wertschöpfungskette stecken, ein Lied singen.

Doch immer wieder gibt es natürlich prima Beispiele für mustergültiges Zahlwesen. So leuchtturmhaft, dass selbst ich geblendet bin – und ich habe wahrhaft etliche zahlungsschnelle Kunden. Im jüngst mir wiederfahrenen Fall hatte ich die Rechnung (per E-Mail) gestellt und hatte am nächsten Tag das Geld auf dem Konto. Ist das vorbildlich oder ist das vorbildlich, frage ich euch?

Da ich für diesen (Agentur-)Kunden alles mögliche Werbliche übersetze und ich weiß, dass er Humor hat, beschloss ich, ihm einen Dankesbrief in Form eines der zahllosen Direktmailings zu schreiben, die ich für ihn schon verfasst habe.


Lieber Herr XY,

welcher bienenfleißige Dienstleister möchte schon Kunden, die wenig und spät zahlen und im schlimmsten Fall gar nicht? Eben. Als Kunde von SNtrans wissen Sie das ganz offensichtlich, das zeigte mir der Stand meines Geschäftskontos heute morgen an. Hach, von Ihrer Sorte sollte es noch viel mehr Kunden geben!

Als Agenturbetreiber sind Sie ja beides, Kunde und Dienstleister. Sicher haben auch Sie sich schon häufig über hinausgezögerte Zahlungen Ihrer Kunden geärgert  – auch und gerade deshalb, weil Sie ja einen Teil Ihres sauer verdienten Geldes an alle weiterreichen müssen, die mit großen Augen in der Nahrungskette hinter Ihnen warten.

Ich hätte da eine Abhilfe für Sie: die „Schnellzahler Hall of Fame“. Dieses praktische Tool wurde von SNtrans entwickelt und ermöglicht Dienstleistern ein Attraktivitäts-Benchmarking ihrer Kunden. Schnellzahler – der Name bringt es auf den Punkt – erfasst Zahlungsziele gestellter Rechnungen und wie schnell diese jeweils beglichen wurden. Grundlage dafür sind eine hochmoderne Engine und ein von mir und meinen Branchenkollegen in vielen Jahren unermüdlicher Dienstleisterei angesammelter Big-Data-Bestand, aus dem die Engine ein Ranking ableitet. Auf übersichtlichen Dashboards zeigt Schnellzahler Hall of Fame Ihnen an, welche Ihrer Kunden welche Rechnung wann gezahlt haben. In Torten- oder Balkendiagrammen erkennen Sie auf einen Schlag die Outperformer, Gutperformer, Desasterperformer und Nonperformer.

Sie sagen jetzt, so etwas gibt es schon. Sie haben ja Recht, aber nur zum Teil: Denn der eigentliche Clou an Schnellzahler ist ja seine Hall of Fame: In ihr werden quartalsweise die jeweils 10 attraktivsten Kunden erfasst. Und diese Daten können Sie über eine Spezialschnittstelle in Ihr CRM-System einspeisen. Regelbasiert und benchmarkabhängig steuern Sie dort, wann Ihr CRM eine automatische Dankes- und Lobesnachricht an Ihren Kunden erstellt und diesem zuschickt. Triggerwerte für das Auslösen der Nachrichten, Textinhalt und viele andere Parameter können dergestalt angepasst werden, dass Ihr Kunde auf keinen Fall auf die Idee kommt, es könne sich um schnöde Automation handeln, sondern das Gefühl haben wird, Sie loben ihn höchstpersönlich. Und ganz wichtig: Wo Lob nicht angebracht ist, kann Ihr CRM anhand der Daten aus Schnellzahler auch mahnen!

Kurzum: Schnellzahler bringt Transparenz in Ihr Rechnungs- und Mahnwesen und läutet damit die Ära eines ganz neuen und transparenten Liquiditätsmanagements ein. Es bauchpinselt liebe Kunden und ermahnt Schlamper – ohne dass Sie dafür einen Finger krumm machen müssten.

Das Mahnen erfolgt in Schnellzahler so sanft-nachdrücklich-freundlich-hartnäckig, dass die Schlamper das Schlampen eines Tages aufgeben oder gänzlich von Ihrer Kundenbühne abtreten. Die Lieben wiederum können Sie von einem feuchten virtuellen Händedruck abgesehen belohnen und anreizen. Wie, auch das können Sie in Schnellzahler festlegen. Vom Abschlag auf die nächste Rechnung bis hin zur Fast-Lane-Sonderbedienung ist hier alles denkbar. Die Software passt sich flexibel Ihren eigenen Vorstellungen an.

Sie sehen: Schnellzahler Hall of Fame ist ein Tool, das sich auch für Sie lohnen könnte. Ganz neu ist die praktische Mobil-App, mit der Sie auch unterwegs jederzeit Einblick in die Zahlungsfreude oder -unlust Ihrer Kunden nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen können.

Mit wenigen Worten: Schnellzahler lobt Zahlzauberer und macht Zahlzögerlingen Beine! Interessiert? Dann fordern Sie ein 1:1-Gespräch oder eine Live-Demo an.

Herzliche Grüße

Ihr SNtrans Schnellzahler-Team

PS: Lieber Herr XY, mit der Begleichung meiner letzten Rechnung an Sie haben Sie mein Zahlungsziel von 14 Tagen um 13 Tage outperformt und qualifizieren sich dadurch für einen ersten Platz in meiner Schnellzahler Hall of Fame im zweiten Quartal 2016. Herzlichen Glückwunsch! Noch haben Sie Platz 1, doch denken Sie daran: Die Konkurrenz schläft nicht. Als Kunde von altem Schrot und Korn wissen Sie das längst. Staying ahead of the curve: Sie wissen schon, was Sie dafür tun müssen, gell?


Merkt man, in welcher Branche ich häufig unterwegs bin? :-)

Wünsche allzeit zahlungskräftige und -freudige Kunden und einen schönen Sommer!

 

1.8.2016 :: von Susanne
Filed Under: Denkanstoß, SNtrans Tagged With: Dienstleister, Human Translator, Kunden, Liquiditätsmanagement, Rechnungswesen, Übersetzen, Zahlungspraxis

Diese Tücke, diese entsetzliche Tücke …

Coloured Jeans auf dem Markt in Gent
Coloured Jeans: prächtige Verpackung für den Allerwertesten

… des Objekts, hier: der lieben deutschen Orthografie. Wir haben uns ja an viel gewöhnt in den letzten Jahren bis Jahrzehnten. Dazu beigetragen hat sicher auch die neue deutsche Rechtschreibung, seinerzeit von vielen als „Schlechtschreibung“ verunglimpft. Lapidar die unsäglichen Mühen derer beiseite wischend, die sie aus der Taufe gehoben und 2006 zuletzt re-reformiert hatten.
Beruhigend aber: So ganz grundsätzlich gilt das mit der Groß- und Kleinschreibung immer noch. Und groß sind eigentlich nur die Substantive, der ganze Rest schreibt sich nach wie vor klein. So: Und was lese ich da heute in der Beilage meiner Tageszeitung in einem Interview mit einem jungen Sänger? „Damit konnte niemand rechnen. Ich am Allerwenigsten.“ Lecko mio poppo blanko – in anderen Worten: den Allerwertesten -, denn genau das hatte ich versehentlich gelesen, kaum erblickte mein Auge das große A vor der Buchstabenkette „ller“. Honi soit qui mal y pense.

Wie jetzt? Wer wem was?

Jüngst erzählte mir eine frisch eingeschriebene Pädagogikstudentin, im Deutsch(!)seminar habe einer der Kommilitonen gesagt: „Nun, ‚alt‘ ist ja ein Verb, also folgt daraus …“. Den Rest des Satzes hat sie wegen akut einsetzender Schnappatmung nicht mehr memoriert. Was womöglich nicht schlimm ist, denn er hätte ihr erschüttertes Vertrauen in die muttersprachliche Kenntnis ihrer Zeitgenossen sicher auch nicht wiederhergestellt.
Gut, gut, die Sache mit dem Adjektiv – Wiewort geheißen in der Grundschule und später, schon etwas abstrakter, Eigenschaftswort – ist hierzulande scheint’s irgendwie schwierig geworden, aber: Man schreibt das Adjektiv auch dann noch klein, wenn es maximalst gesteigert wurde. Charaktere ohne Gespür für die Tiefenstruktur der eigenen Sprache mögen es naheliegend finden, den Superlativ von „groß“ – „am größten“ – auch genau so schreiben zu wollen, nämlich Groß. Quasi zur Unterstreichung seiner absoluten Größe . Aber richtig ist das halt nicht. Es sei denn, man … trommelwirbel … tusch! … substantiviert das Adjektiv. So wie den schönen Allerwertesten von oben.
Sich mal auf ebendiesen setzen und sich in aller Gemütsruhe nochmal die Sache mit der Groß- und Kleinschreibung klar machen und wie das alles mit der Grammatik der eigenen Sprache zusammenhängt? Das wäre mein allerwertester Ratschlag an dieser Stelle.

3.7.2016 :: von Susanne
Filed Under: Brüller!, Pedantisch? Ach was. Tagged With: deutsch, Duden, Grammatik, Orthografie

Heureka!

Glühbirne ausgeschaltet
Kreativ bei der Arbeit? Heute nicht …

Das neue Jahr ist da, Herr Alltag hat mich wieder. Und ich hatte wirklich Elan, ich schwöre! Nach drei Wochen ausgiebigst genossener Winterpause auch nicht unbedingt völlig erstaunlich, doch der aktuelle Auftrag, bestehend aus einem stichpunktartigen Ellenlang-Leistungsmerkmalkatalog zu einer E-Learning-Software, zeigte schon nach gefühlt der ersten halben Stunde, dass er sich höchst blendend exakt für eine Sache eignete: meinen Schaffensdrang wieder dorthin zu befördern, wo er die letzten drei Wochen vor sich hin geruht hatte.

Immer wieder in die Küche schleichen, nach was Essbarem suchen und sich mit der Zeitung auf das Sofa setzen, liegt mir seit Tagen also sehr nah. Lustlos im „Mäh, ich will nicht“-Weigerungssumpf dümpelnd lange ich mir ein altes ZEIT-Magazin aus dem sofanahen Rollkasten und blättere darin. Und lese: „Mitten in der Krise macht sich in Athen die nächste Generation auf, ihre Stadt neu zu erfinden.“
In modern-volatilen Zeiten, in denen die Halbwertszeit von allem und jedem immer mehr schrumpft und ein bestimmtes Prozedere schon beim zweiten oder dritten Mal zur „guten Tradition“ erklärt wird, liest man inzwischen immer wieder etwas davon, dass man sich selbst neu erfinden müsse. Wer sich aber selbst nicht neu erfinden mag, kann ersatzweise auch „etwas neu erfinden“ – zum Beispiel eben Athen.

Substanz oder Seifenblase?

„Wenn es x nicht gäbe, müsste man es erfinden“ – ok, da bin ich dabei. Bei mir ist das E-Mail. Gäbe es E-Mail nicht, ich fände, irgendein Genius müsste das stante pede ersinnen. Aber: Warum zum Henker muss man etwas neu erfinden? Ich meine, wenn es die betreffende Sache doch längst schon gibt? So wie eben Athen, das bekanntermaßen schon eine ziemlich lange Tradition (!) hat. Kann es nicht reichen, Sachen, Städte oder sich selbst zu ändern, neu zu gestalten? Auf dass dies alles im besten Fall schöner, größer, schneller oder auf andere Weise wertvoller werden möge? Oder ersatzweise kleiner, feiner, ausgefeilter, whatever?

Neuerfinden klingt wohl einfach staatstragender als ändern und gestalten. Man liest erfinden und denkt sofort: Hey, das ist kreativ! Und kreativ ist schließlich gut. Und siehe da, es geht auch bei der Neuerfinderei von Athen ums Kreative. Die „Kreativen“ (auch so ein Seifenblasenwörtchen) sind gekommen, Athen neu zu erfinden, lese ich da (vermutlich von Berlin her, denn das haben sie die ganzen letzten Jahre über neu erfunden, das Projekt ist jetzt aber wohl abgeschlossen. In Kürze wird man möglicherweise lesen, dass Athen das neue Berlin sei oder so. Arm, aber genauso sexy).

Kreativ = Genial?

Aber der simple künstlerische Anspruch auf Kreativität hat sich längst gewandelt in einen volksweit gestreuten Selbst- und Fremdanspruch, kreativ sein zu müssen. Von Kindesbeinen an ist das vom modernen Menschen gefordert, spätestens ab dem Kindergarten. Wer da nicht liefert, verbaut sich mindestens Entwicklungschancen für sein künftiges Leben, geht am Ende völlig unter.

Gibt man „kreativ“ im Internet ein, spuckt Google Suggest an dritter Stelle „Kreativitätstechniken“ aus (kleine Randnotiz: Gebe ich „sich“ in die Suchmaske ein, ist der erste Treffer … ihr ahnt es … „sich neu erfinden“). Ich werde nachdenklich … Wikipedia sagt zu Kreativitätstechniken: „Kreativitätstechniken sind Methoden zur Förderung von Kreativität und gezieltem Erzeugen neuer Ideen, um Visionen zu entwickeln oder Probleme zu lösen.“ Mind Mapping, Clustering, Brainstorming: Naja, das kenne ich. Weiter unten lese ich von Dingen wie Kopfstandtechnik, Provokationstechnik und Bisoziation. Ich kann mir nur unter dem ersten etwas vorstellen (bin aber nicht sicher, ob ich damit richtig liege) und beginne zu ahnen, an welchen Universen der Möglichkeiten ich tagtäglich fröhlich-naiv-ignorant vorbeischrappe, wenn ich einfach nur schlicht faul darauf warte, dass mir ganz klassisch Ideen kommen.

Wer wollte nicht Daniel Düsentrieb sein? Der hatte sein Pling!-Licht-an-Glühbirnenhelferlein fürs Erfinden. Aber neu erfunden hat der Gute meiner Erinnerung nach nie etwas. Ich glaube auch nicht, dass er das nötig hatte. Erfinden ist genial, Neuerfinden bestenfalls … kreativ. Der Genius geistesblitzt, das niedere Fußvolk geht sich halt neu erfinden – und sieht sich durch diesen Begriff in den Dunstkreis der Genialität gerückt.

Womit ich meine heute bei der Arbeit nicht wirklich geforderte und darob recht schwach funzelnde Kreativen-Glühbirne jetzt löschen gehe: mit einer in gänzlich un-neu-erfundener Brühtechnik zubereiteten Tasse Darjeeling …

22.1.2016 :: von Susanne
Filed Under: Denkanstoß, Pedantisch? Ach was. Tagged With: Brainstorming, Daniel Düsentrieb, kreativ, Mind Map

Herr Gauck und die Mauerblümchen

Blume an Mauer, lila, fünfzählig
Klein? Vielleicht. Fein? Auf jeden Fall!

Viele der Spezies Übersetzer neigen ja durchaus ein bisschen dem Mauerblümchen-Modus zu: Sie machen sich unnötig klein. Alles, was man so richtig könne, seien doch Sprachen. Und überhaupt, man „übersetze ja nur“, da sei nichts Originäres, Eigenes drin und dran. So richtig aus kenne man sich ja in keinem Fachgebiet. Alles nur seeehr oberflächlich, unser Wissen, die reinste Dünnbrettbohrerei …

Stattgegeben, wir haben den Imageteil des Geschäftsberichts nun mal nicht selber geschrieben, den man uns zur Übersetzung vorlegt. Auch nicht das Patent für die geniale Erfindung oder den Immobilien-Kaufvertrag. Oder das Whitepaper, das dem potenziellen Käufer eine schöne IT-Innovation plausibel erklären und schmackhaft machen soll. Auch die Plots geschweige denn die Ideen der Romane, die weltweit zur Unterhaltung, Erbauung, Begruselung und so weiter geneigter Leser und Leserinnen geschrieben werden, stammen selbstredend nicht von den Übersetzern, die das alles Menschen anderer Kulturen zugänglich machen sollen. Aber deshalb müssen wir uns nicht klein denken oder reden – ganz im Gegenteil!

Mauerblümchen? Wir doch nicht!

Wer, so wie ich, aus seiner Berufspraxis mit profanen Gebrauchstexten tagtäglich erfährt, was jenseits der fundierten Kenntnis mindestens zweier Sprachen alles noch zum vermeintlichen Nur-Übersetzen gehört, der kann sich leicht ausmalen, um wieviel mehr noch die Übersetzer und Übersetzerinnen belletristischer Texte leisten. Spiele ich also vielleicht in der Regionalliga, dann spielen die mindestens in der Bundesliga – meine ich zumindest. (Mag sein, dass so mancher Regionalligist das Zeug zur Bundesliga hätte, aber er muss sich ihren Anforderungen im Berufsalltag nicht stellen, und darauf kommt es an.)

Also: Klein reden ist nicht angesagt, auch wenn speziell die im Belletristiksegment üblichen Honorare einen beim fröhlichen Fahrenlassen des Mauerblümchen-Selbstbilds nicht gerade bestärken. Da ist wahrlich noch viel room for improvement, wie die Briten sagen würden, und nicht nur im belletristischen Fach.

Aber wir sollen ja bekanntlich nicht immer nur auf das Schlechte an einer Sache schielen, sondern uns auf das Gute daran konzentrieren. Tun wir es also freudig und lassen das Jammern! Unser Bundespräsident, der jüngst in Schloss Bellevue die Arbeit literarischer Übersetzer gewürdigt hat, stärkt uns dabei den Rücken. Genießen wir die Schützenhilfe, und nutzen wir sie, wo immer möglich, bei der Verhandlung besserer Honorare!

1.6.2015 :: von Susanne
Filed Under: Kulturen, Übersetzung Tagged With: Belletristik, Europa, Friedensarbeit, Kultur, literarisches Übersetzen, Übersetzen

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